Ernst Moritz Arndt

Auf Tauchstation: Büste in der Wupper versenkt

Am 12. Januar 1995 wird auf Schloss Burg in Solingen in einer Feierstunde eine Ernst-Moritz-Arndt-Büste enthüllt. In der Gedenkstätte des deutschen Ostens singt der Ostpreußische Singkreis Remscheid das "Pommernlied". Der Landtagsabgeordnete Rüdiger Goldmann gedenkt in seiner Rede der 17 Millionen Vertriebenen. Für die Veranstalter ist Arndt ein "großer Patriot". Zur gleichen Zeit enthüllen draußen drei Jugendliche ein Transparent mit einem Zitat Arndts: "Man sollte die Einfuhr der Juden mit ihrem Schmutz und ihrer Pest verbieten." Die Mitglieder der Grünen Jugend werden von einem Polizisten abgeführt. Das Plakat wird zerrissen.

Wenige Monate später, am 28. Mai 1995 - dem zweiten Jahrestag des Solinger Brandanschlags - dringen Unbekannte in die Gedenkstätte ein und stehlen die rund 10.000 Mark teure Büste. Zu der Tat bekennt sich eine "Aktionsfront Ernst-Moritz kann nicht schwimmen". Sie gibt in einem Brief an das Solinger Tageblatt zu, die Büste "gemopst" und in den "weitläufigen Fluten der Wupper versenkt" zu haben. Die Büstendiebe begründen ihre Aktion mit mit den "nationalchauvinistischen und fremdenfeindlichen" Ideologien Arndts. Die Grüne Jugend distanziert sich von dem Diebstahl und fordert die "politische Auseinandersetzung". Der Bund der Vertriebenen reagiert empört und fühlt sich an die Bücherverbrennung von 1933 erinnert. BdV-Landesgeschäftsführer Schumacher hält die Täter für "verblödet". Die antisemitischen und rassistischen Äußerungen Arndts müssten "aus der Zeit heraus" verstanden werden. Er sei im Kern ein Liberaler gewesen.

Am 21. Juni 1995 schreibt der EMA-Lehrer Hans Dietrich Dammann an den Remscheider General-Anzeiger einen Leserbrief, in dem er vorschlägt, die verschwundene Büste als Pausengong zu verwenden. Daraufhin bekommt der Lehrer Drohbriefe. Auf einem mit einer Uralt-Schreibmaschine in altdeutscher Schrift getippten Brief warnt ein Unbekannter: "Sie sollten sich vorsehen." Der Absender droht Dammann, ihn "in der Wupper zu versenken". Ihm sei eine "kalte Dusche" zu gönnen. Dammann erstattet Anzeige. Die Staatsanwaltschaft bezweifelt jedoch, ob die Versenkung eines Menschen in der Wupper eine Straftat ist. Dammann sieht sich durch die Drohungen in seiner ablehnenden Haltung zu Arndt bekräftigt: "Der Name Arndts ermöglicht es Rechtsradikalen, sich mit ihm zu identifizieren."

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