Ernst Moritz Arndt

Wes Geistes Kind? Kind welcher Zeit?

Die meisten der hier zusammengestellten Zitate sind der Sammlung "Geist der Zeit IV" entnommen. Es handelt sich um eine teilweise von Arndt selbst noch einmal überarbeitete Zusammenstellung von Essays, die zum Teil als Einzelschriften schon früher erschienen waren. Zu jedem der wiedergegebenen Zitate fällt es leicht, zahlreiche gleichgestimmte in anderen Schriften Arndts zufinden. Auch treffen sie durchaus den Tenor des Zusammenhangs, dem sie jeweils entnommen sind. Keinesfalls handelt es sich um einzelne Fehltritte eines Biedermannes - Arndts Auffassungen über und Auffassungen gegen Juden, Franzosen, Polen, fremde Völker überhaupt, Intellektuelle gehen weit über das hinaus, was zu jener Zeit in national gesinnten Kreisen üblich war. Wenn man Arndt als einen der geistigen Vorbereiter der Einigung Deutschlands sieht, so sollte man sich über diesen Arndtschen Geist im Klaren sein: Die Bejahung der Einheit wurde erkauft mit einer scharfen, ja existenziellen Verneinung - der Verneinung aller der Menschen und Eigenschaften, die kurzerhand als "undeutsch", "welsch", "jüdisch" etc. eingestuft wurden. Dabei setzte Arndt mit deutschen Tugenden einfach das gleich, was ihm, dem rückwärts gewandten Träumer, als besonders erstrebenswert galt. Wo gewisse dieser Eigenschaften - Mannesmut, Gemeinsinn, Opferbereitschaft - allzu offensichtlich fehlten, da waren sie für ihn lediglich verschüttet - etwa durch "Verwelschung". Bei tieferem Eindringen in Arndts Gedankenprovinz erscheint es nur folgerichtig, dass er unter den Nationalsozialisten ein gefeierter Mann und beliebter Namenspatron gerade für Schulen war. Arndt gab das deutsche Volk aus als "das auserwählte, erweckte Volk des deutschen Gottes". Er nannte "den Staat eine Gottesordnung, den Träger der Staatsgewalt gottbegnadet oder gottgesandt, den Krieg heilig, den Soldatentod Opfertod, den Vaterlandsdienst Gottesdienst und jeden Widerspruch zu solcher Sprache vaterlandslos oder gottlos". Er sah den Wehrdienst als "Gottesdienst" und als "ein Stück verwicklichtes Priestertum aller Gläubigen" an. Schon zur Zeit der Paulskirche wurde Arndt als "Schwätzer von den Monarchisten, als Verräter von den Republikanern" angesehen [Zitate nach M. Wichelhaus in der bereits erwähnten Festschrift].
Arndt predigte in übler Art den Hass auf die Franzosen, und zwar ausdrücklich so und keineswegs nur auf die napoleonische Besatzungsarmee bezogen. Seine Begründungen für diesen Hass holte er nicht so sehr aus dem politischen Geschehen, etwa dem napoleonischen Imperialismus, sondern aus dem vermeintlichen "welschen" Volkscharakter.
In gleicher Weise hetzte Arndt zum Hass auf die Juden. Seine Weltanschauung von Reinheit bzw. "Verbastardung" gleicht der des späteren nationalsozialistischen Antisemitismus. Hier findet bereits die Gleichsetzung von Humanität, Kosmopolitismus und "allweltlichem Judensinn".
Erstaunlicherweise wird immer wieder das Bild von Arndt als einem Vorkämpfer der Demokratie weitergegeben. Das Studium der Quellen zeigt das Gegenteil.
Arndts Lyrik schließlich muss - nicht nur aus heutiger Sicht - wohl weitgehend als Kitsch eingestuft werden. ("Ihr Schützen, Gott segne euch jeglichen Schuß, durch welchen ein Franzmann erblassen muß.")

Die Arbeitsgemeinschaft Ernst Moritz Arndt schließt sich der Meinung des Festredners zum Schuljubilum vom 16. Juni 1979 an. Professor Manfred Wichelhaus: "Ich kann mich mit Ernst Moritz Arndt nicht identifizieren." Fast jeder einzelne Beleg zeigt: Arndt ist als Namensgeber einer Schule ungeeignet. Die Arbeitsgemeinschaft empfiehlt, die Schule von diesem Namen zu entlasten!

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