Ernst Moritz Arndt

beim Wort genommen

Arndt hat sich zu einer Vielzahl unterschiedlicher Themenbereiche geäußert. Um ein repräsentatives, aber für die schnelle Information überschaubares Bild zu vermitteln, soll er im Folgenden selbst zu Wort kommen. Bei der Auswahl haben wir uns um solche Zitate bemüht, welche sinngemäß immer wieder in Arndts Schriften vorkommen und bereits insofern besondere Bedeutung haben.

Der Ethnologe

Deutsche Art hat es wohl immer gegeben ... [5.148] [Anm. d. Hrsg.: Die Fundstellenangaben beziehen sich auf E.M. Arndt: "Geist der Zeit", 4. Teil, Leipzig o.Jg., 5. Kapitel, Seite 148.]
Wo das Germanische war, im höchsten Norden, bis zu Norwegens Schneebergen und Islands öden Küsten, und im tiefsten Süden, in Hispanien und Italien, hat es allein jene Blüten einer neuen, jugendlichen, christlichen Welt hervorgelockt; andere Völker, zum Beispiel die Ungarn und Polen, haben wohl auch das römische Christentum empfangen und mit demselben schöne Sitte und Zucht, aber jene gewaltige Kraft in Tat, Kunst und Werk haben sie daraus weder saugen noch entwickeln können. Ich berufe mich hier auf die Geschichte. [1.12]
Das Stillwirkende, Stillsinnende und Stillbetrachtende, das Innige, Freundliche, Christliche, daß die Lehre des göttlichen Erlösers in sich aufnehmen und zur Gestalt der neuen Welt ausbilden konnte, das allgemein in dem Charakter und Gemüte der Germanen Liegende, ist oben schon angespielt und angedeutet als der große Urkeim, ohne welchen alle die Herrlichkeit nimmer hätte werden können. [1.14]
Und was ist der Haß, was ist denn Abneigung gegen ein fremdes Volk? Ihr wisset nicht, was Ihr scheltet. So ist die Beschränktheit des einzelnen Menschen und des ganzen Volkes, daß sie nicht alles dürfen, daß sie nicht alle Triebe, Kräfte, Gelüste, Fertigkeiten, Anlagen der ganzen Welt in sich tragen [...] dürfen. Wenn ich sage, ich hasse den französischen Leichtsinn, ich verschmähe die französische Zierlichkeit, mir mißfällt die französische Geschwätzigkeit und Flatterhaftigkeit, so spreche ich vielleiht einen Mangel aus, aber einen Mangel, der mir mit meinem ganzen Volke gemein ist. Ebenso kann ich sagen: Ich hasse den englischen Übermut, die englische Sprödigkeit, die englische Abgeschlossenheit. Diese gehaßten und verachteten und getadelten Eigenschaften sind an sich noch keine Laster, sie hängen bei den Völkern, die sie tragen, vielleicht mit großen Tugenden zusammen, die mir und meinem Volke fehlen. [5.157]
Darum laßt uns die Franzosen nur recht frisch hassen, laßt uns unsre Franzosen, die Entehrer und Verwüster unserer Kraft und Unschuld, nur noch frischer hassen, wo wir fühlen, daß sie unsere Tugend und Stärke verweichlichen und entnerven. [5.158]
Denn kein schlimmerer Krebs hat an uns genagt als dieser welsche, mit welchem Schwächlichkeit und Fratzereien und Zierereien aller Art zu uns gekommen sind. [5.162]
Mann sollte die Einfuhr der Juden aus der Fremde in Deutschland schlechterdings verbieten und hindern. [...] Die Juden als Juden passen nicht in diese Welt und in diese Staaten hinein, und darum will ich nicht, daß sie auf eine ungebührliche Weise in Deutschland vermehrt werden. ich will es aber auch deswegen nicht, weil sie ein durchaus fremdes Volk sind und weil ich den germanischen Stamm so sehr als möglich von fremdartigen Bestandteilen rein zu erhalten wünsche. [...] Ein gütiger und gerechter Herrscher fürchtet das Fremde und Entartete, welches durch unaufhörlichen Zufluß und Beimischung die reinen und herrlichen Keime seines edlen Volkes vergiften und verderben kann. Da nun aus allen Gegenden Europas die bedrängten Juden zu dem Mittelpunkt desselben, zu Deutschland, hinströmen und es mit ihrem Schmutz und ihrer Pest zu überschwemmen drohen, da diese verderbliche Überschwemmung vorzüglich von Osten her nämlich aus Polen droht, so ergeht das unwiderrufliche Gesetz, daß unter keinem Vorwande und mit keiner Ausnahme fremde Juden je in Deutschland aufgenommen werden dürfen, und wenn sie beweisen können, daß sie Millionenschätze bringen. [zitiert nach: "Weltgeschichte im Aufriß", Bd. 2, Verlag Diesterweg, Frankfurt/Main 1978, Seite 191]
Ich will den Haß gegen die Franzosen, nicht bloß für diesen Krieg, ich will ihn für lange Zeit, ich will ihn für immer. Darin werden Deutschlands Grenzen auch ohne künstliche Wehren sicher sein, denn das Volk wird immer einen Vereinigungspunkt haben, sobald die unruhigen und räuberischen Nachbarn darüber laufen wollen. Dieser Haß glühe als Religion des deutschen Volkes, als ein heiliger Wahn in allen Herzen und erhalte uns immer in unserer Treue und Redlichkeit und Tapferkeit... [a.a.O.]
Wenn dieses Brüderliche, Gemeinsame und Deutsche wieder in Dir atmet und glühet, deutsches Volk, dann muß auch Zorn und Rache in dir atmen und glühen, dann mußt du auch den heiligen und von Gott und Natur gebotenen Haß gegen deine Unterdrücker walten lassen; der Name Franzos muß ein Abscheu werden in deinen Grenzen, und ein Fluch, der von Kind auf Kindeskind erbt. Hinweg mit dem mattherzigen Mitleid, mit der erbärmlichen und weinerlichen Halbheit, die sich den Teufel gefallen läßt und die Hölle anmutig findet. Geschieden werden das Fremde und Eigene auf ewige Zeit, geschieden werde das Französische und Deutsche, nicht durch Berge, nicht durch Ströme, nicht durch chinesische und kaukasische Mauern, nein, durch die unübersteigliche Mauer, die ein brennender Haß zwischen beiden Völkern aufführt! [a.a.O.]
Die Deutschen sind nicht durch fremde Völker verbastardet, sie sind keine Mischlinge geworden, sie sind mehr als viele andere Völker in ihrer angeborenen Reinheit geblieben und haben sich aus dieser Reinheit ihrer Art und Natur nach den stetigen Gesetzen der Zeit langsam und still entwickeln können; die glücklichen Deutschen sind ein ursprüngliches Volk...; jedes Volk wird nur dadurch das Beste und Edelste werden und das Beste und Edelste hervorbringen können, daß es immer das Kräftigste und Schönste seines Stammes ausliest und mit eineinander zeugen läßt... Diese Theorie, die in der Regel gewiß Stich hält, sollte von den Gesetzgebern mehr ins Auge gefaßt werden. Sie haben mehr auf reines und gleiches Blut gesehen als wir. [a.a.O.]

Der Verfassungsrechtler

Es mag wahr sein, daß es keinen Urvertrag gibt, wie gewisse Überschwängliche und Überfliegende ihn meinen, aber Anfangsverträge zwischen Fürsten und Völkern, zwischen Obrigkeiten und Untertanen, nicht aus Gnaden verliehene und aus Mitleid zugestandene, sondern aus Macht und Recht erzwungene und auf Siegeln und Eiden gegründete Verträge, gibt es seit den ältesten Zeiten genug und hat es immer gegeben, wo Freiheit und Stolz des Menschengeschlechts geblüht haben. Stände und Regierung, Fürst und Untertan sollen keine feindselige, sondern widerstrebende Kräfte sein, sie sollten miteinander streben, hier auf Erden ein Reich der Zucht und Gerechtigkeit zu schaffen, ein Ebenbild jenes himmlischen Reichs, das sie im Glauben und in der Liebe ihres Herzens schauen [2.52]
Wo von Volksmajestät geklügelt wird, da steht es nicht wohl.
Wenn bei dem ersten Sturm Deutschland nicht wieder auseinanderfallen soll, wenn die Reichsfeinde nach einer oder zwei gewonnenen Schlachten vom Rhein nicht wieder bis Wien und Berlin ungestraft sollen marschieren dürfen, so muß uns eine geistige Kraft gegeben werden, ein Stolz auf eine edle Freiheit und eine Zuversicht auf Gesetz und Recht, welche die Menschen freudig in den heiligen Tod fürs Vaterland treibt. [2.57]

Der Pädagoge

War es nicht so und ist es leider in vielen Häusern nicht noch so, daß der Sohn und die Tochter des Fürsten, Grafen und Freiherrn, sowie er den Windeln entsprang und die ersten unvernehmlichen Naturlaute zu stammeln begann, von einem Franzosen oder einer Französin ergriffen ward, oft das loseste und leichteste Gesindel, das von dem eigenen Vaterlande ausgestoßen war, den groben und dummen Alemannen aber immer noch gut genug schien? Diese trieben acht bis zehn Jahre mit den armen Kindern ihr welsches Spiel und tauchten sie so lange in die französische Zierlichkeit unter, bis die rauhe, deutsche Rinde, womit sie oft schon zur Welt gekommen warn, ihnen abgeglättet deuchte. [5.164]
[...]so daß die Kraft und die Herrlichkeit, die in einem Fürsten- oder Grafensohn vielleicht einmal die Wonne und der Stolz des Vaterlandes geworden wäre, nun von Jugend auf zerknickt und gelähmt ward, und daß häufig elende Kümmerlinge und Halblinge wurden, welche ihrem Wesen und Streben nach weder den Franzosen noch den Deutschen, ja oft gar keinem Volke angehörten. Ja ich sage es geradezu, den meisten wäre es tausendmal besser gewesen, wenn man sie statt dieser weltlichen Verzierlichung und Abglättung zu den Bauern aufs Land und zu den Köhlern und Förstern in den Wald geschickt hätte das Vieh hüten oder dem Wilde nachstellen lassen. [5.165]
Wir wollen uns bilden, wie wir können, nach des Landes besten Sitten und Weisen, bis eine allgemeine Sitte herrschend werden kann; die besseren von uns werden sich dann auch mit den edleren Franzosen verbinden an dem Punkte, wo alles Konventionelle zu Boden fällt und der Mensch den Menschen selbst in der höchsten Urbanität als Bruder umarmt. Daß dies geschehen könne, dahin zielt meine Bildung, und meine Jünglinge, gebildet wie ich es will, werden mit Leichtigkeit und Bescheidenheit unter die Menschen treten, weil sie das Gefühl des Mäßigen und Schönen mitbringen müssen. [zitiert nach: Ernst Müsebeck: "Ernst Moritz Arndt", Gotha 1914, Seite 147]

Der Spracherzieher

Der erste große Anfang wäre die völlige Verbannung und Ächtung der französischen Sprache von den Höfen und aus den sogenannten vornehmen Zirkeln [5.172]
Ich habe wiederholt, [...] daß der Deutsche, welcher seiner Töchter in welscher Sprache unterweisen lasse, sie gleichsam zu Huren der Fremden bilde. Das könnte nun wörtlich verstanden werden, wobei die Angeklagten noch am besten wegkommen würden; aber das ist eben nicht nötig. Sondern es ist eine viel schlimmere Hurerei gemeint, als die mit den Leibern getrieben wird, es ist die Hurerei des Geistes gemeint, jene, die so oft in der Bibel angeführt wird, wovon es heißt: Und Israel sündigte und fiel ab und hurete mit den Kindern Ammon und Moab und Amalek und ihren Götzen, jene Hurerei, wo Babel die große Hure genannt wird. [5.174]
Denn ich sage es endlich - und die das Deutsche verstehen, verstehen auch meine Worte - schon in der welschen Sprache an sich ist ein Lüge und Eitelkeit und ein Bewußtsein der Sünde und ein Mangel der Unschuld, welche den Isisschleier zu früh lüpfen, von welchem man wünschen sollte, daß er über den weiblichen Herzen ewig hängen bliebe. [5.178]
[...] das ist der deutschen Sprache eigen, daß sie die verbotenen Speisen des Geistes, die lüsternen Früchte des Genusses und der Gier des wilden, wollüstigen Treibes nimmer in so üppigen und zaubrischen Halblichten und magischen zwischen Himmel und Hölle [...] hinspielenden Farben zeigen kann als die welschen [5.178].
[...] die Sünde mit einem Halbschirm von Tugend und Anmut verzieren, wird unserer Sprache gottlob! tausendmal schwerer, als es der französischen ist. [5.179]

Der Sprachwissenschaftler

Da aber müssen wir [...] erwähnen, [...] daß die deutsche Sprache eine Ursprache und keine zusammengeschwemmte Mischlingssprache ist, daß die Deuschen sie vom Anfang ihrer Geschichte scheinen gehabt und nicht durch irgend eine Gewalt als ein fremdes Gut scheinen überkommen zu haben wie die Franken die galo-romanische, die Goten die romano-arabische Sprache. [7.196]
Jene romanisierten Germanen nämlich, welche in Frankreich, Italien, Spanien, England wohnen und Mischlingssprachen sprechen, haben freilich auch einen geistigen Strom und ein geistiges Bild, die durch ihre Sprache brausen und leuchten, aber sie entbehren des lebendigen, in ihnen selbst in ewiger Jugend quellenden und schaffenden Urborns der Sprche, die noch immer ein Leben, einen Atem, ein Streben hat; die Sprache kann bei ihnen nicht mehr wie aus ihr selbst, wie aus Gott, wie aus dem ganzen Volke werden, weil die Wurzeln ihrer Sprache nicht in dem ganzen Volke liegen sondern zum Teil in längst vergangenen und verschollenen Völkern und Zeiten, wo einige Gelehrte und Weise daher graben und dasjenige heraussuchen müssen, was alle eben für neue Bedürfnisse gebrauchen. Bei uns aber schaffen nicht bloß die Gelehrten neue Zeichen und Wörter für neue Dinge und Begriffe; nein, die meisten neuen Zeichen und Wörter werden bei uns, ohne daß man häufig weiß, wo sie geboren, und woher sie gekommen sind, die rechten neuen Zeichen und Wörter werden, wie alles tüchtige Leben wird, sie quellen und sprießen unmittelbar aus dem Volke hervor und bleiben unter dem Volke [...] [7.196]
Ich möchte fest behaupten, daß in dem Bezirke zwischen dem Harz und der Weser und dem Rhein ein solcher Reichtum an Grundwörtern und Grundbildern der Sprache liegt, daß ich die Wurzeln der meisten germanischen Sprachen und gewiß ein gutes Drittel der griechischen Sprache dort wiedertreffen will. [7.212]
Über diese tiefen und verborgenen Dinge ließe sich wohl ein Tiefsinniges sagen und spielen. Es dürfte vielleicht nicht zu kühn sein, anzudeuten, daß eine Zeit kommen könnte, eine Stufe der Bildung und Entwicklung, wo die romanisierten Sprachen und andere ihnen ähnliche in Verzweiflung geraten müßten, für diese Zeit und für ihre Erscheinungen und Bilder die neuen Zeichen zu finden. [...] Wenn eine solche Zeit käme, könnte sich wohl begeben, daß die Germanen, welche ihr Uraltes rein erhalten und bewahrt haben, die Deutschen, Holländer, Schweden, Dänen, Norweger, im geistigen Reigentanz notwendig, die Vortänzer werden müßten. [7.197]
Ich berufe mich hier auf die Geschichte. [1.12, 1.17]
Es dürfte vielleicht nicht zu kühn sein, anzudeuten, daß eine Zeit kommen könnte [...] [7.197]
Doch wir verlassen diesen Gegenstand, der nur in einzelnen blitzenden Ahnungen erscheinen kann und, wenn man ihn als eine feste Gestalt erfassen will, immer gleich einem gespenstischen Traum zerrinnen muß. [7.198]
Ich möchte fest behaupten, daß [...] [7.212]

Fazit der Arbeitsgemeinschaft

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